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Hypocreopsis lichenoides (Trollhand)

Die Trollhand kannte ich schon lange aus der Pilzliteratur. Deshalb stand sie schon viele Jahre auf meiner Suchliste ganz oben. Am 28.12.2015 war es endlich so weit.


Eine Exkursion in den Spessart führte mich auf die Weikertswiese bei Rechtenbach (Lohr). Dort suchte ich ein kleines Weidengebüsch auf kleine Pilzchen am Boden ab. Im Augenwinkel fiel mir etwas besonderes an hängenden Zweigen auf. Da waren sie: meine ersten Trollhände! Auch für Bayern waren sie neu.


Drei Jahre später fand ich sie auch ganz in der Nähe meines Wohnortes: Im Tiergartensumpf bei Eisingen am Ufer eines Tümpels. Der Zweitfund für Bayern.

Inzwischen ist die erste Fundstelle auf der Weikertswiese zu trocken geworden – die Trollhände sind dort verschwunden. Aber nur wenige hundert Meter entfernt sind sie dort wieder zu sehen, in einem Weidengebüsch inmitten einer feuchten Magerwiese.


Ansitzend an kleinen Weidenästchen, schauen die Pilzchen wie Flechten aus. Sie sind aber echte Pilze, die an anderen Pilzen parasitieren. Der Wirt ist die Tabakbraune Borstenscheibe, Hymenochaete tabacina. Trollhände sind Schlauchpilze (Ascomyceten) und gehören als Scheinflechtenpilze oder Stromakissen zu den Krustenkugelpilzverwandten (Hypocreaceae).

Es gibt noch zwei weitere Arten an Scheinflechtenpilzen, die aber nur in Gebüschen an Meeresufern bzw. in Australien und Neuseeland wachsen.


Wenn man diesen schönen und seltenen Pilz finden will, muss man also an feuchten Stellen in Weidengebüschen suchen und erst einmal die Tabakbraune Borstenscheibe suchen – und dann ganz viel Glück haben…

Text und Fotos: Rudi Markones (C) 2025